Montag, 19. August 2013

Auf andere Gedanken kommen, Gradierbau , Bad Kissingen

 Ich bin überwältigt von den Dimensionen 
dieser Anlage zur Sole und Salzgewinnung.
Die auch zur Inhalation von salzhaltiger

"Meerluft" bei Lungen und Atemwegs 
Problemen ihr gutes tut.


Gradierbauten waren früher in Bad Kissingen wichtige 
technische Einrichtungen der Salzgewinnung: Hohe Holzgerüste
trugen eine Wand von Reisigbündeln, an der die mit Hilfe von
Pumpen hochbeförderte 2-3%ige Sole herabrieselte. So wurde
 eine Reduzierung des Wasseranteils durch Verdunstung
herbeigeführt. Durch diese Verrieselung, die mehrere Durch-
läufe der Sole über das Gradierwerk erforderte, gewann man
die bis zu 20%ige Gutsole, aus der dann durch Erhitzen das
Salz im Sudhaus herauskristallisiert wurde.

es sind noch die Rohrleitungen von der Freipumpe
und Pumphaus zu erkennen
 Dienten die Gradierwerke zunächst ausschließlich der Salz-
gewinnung, wurden sie im Laufe des 19. Jahrhunderts als
Freiluftinhalatorien zu therapeutischen Zwecken zunehmend
in den Dienst der Kur gestellt: Auf umlaufenden Stegen spa-
ziert man an den hohen Reisigwänden entlang und atmet die
mit Salz angereicherte Luft ein. Gradıerbau vor 1848
Nach einem starken Rückgang der Salzgewinnung und 
der Aufhebung des Salzmonopols im Jahre 1867 wurden
größere Teile der Gradierwerke abgebrochen

damals war die ganze Anlage über 2400 Meter lang


so kann heute nur die Gröse erahnt werden
Eine kleinere Anlage bei der unteren Saline blieb für
den Gradierbetrieb weiterhin in Funktion und versah
außerdem ihren Dienst als Freiluftinhalatorium.
Der bereits stark verbrauchte Bau wurde 1990 
aus Sicherheitsgründen außer Betrieb gesetzt.
 1993 - 1994 baute man den nördlich des Wasserturms 
gelegenen Abschnitt mit einer verbesserten Statik in
der übernommenen Erscheinungsweise völlig neu auf und 
führte ihn seiner Nutzung als Inhalatorium wieder zu.
Ende 1994 wurde der längere südliche Flügel abgebrochen.
Das im Vordergrund auf dem Stahlstich zu sehende 
Wasserrad wurde 1848 wegen Baufälligkeit abgerissen 
und durch eine heute noch erhaltene Turbine ersetzt.

Bis 1848 sah es so aus





Für die Kissinger Gradierbauten fanden und finden Reisig-
bündel aus Schlehen Verwendung. Die Schlehe aus der
Familie der Rosengewächse wird wegen ihrer schwärzlichen
Rinde auch “Schwarzdorn” genannt. Sie ist ein robustes und
strapazierfähiges Gewächs, das auch im Umland von Bad
Kissingen und in der nahe gelegenen Rhön zahlreich vorkommt.


Mit einer Windfahne wird über einen Schieber der Fluß des
Wassers gelenkt, so daß auf der jeweils windabgelegenen
Seite das Wasser verrieselte. Dadurch werden der Soleverlust
reduziert und die Kurgäste vor Durchnässung bewahrt




Für das Gradieren wurde das Schlehenreisig geschnitten 
und in kleine Bündel zusammenge faßt. Die auf
 1 m Länge zugeschnittenen "Wellen" (Bündel)
 wurden dann geschickt in die Gefache der 
Gradiergerüste eingepaßt. Diese Gefache bzw. Felder
 belegte man früher in zwei Verbänden mit einer Breite 
von jeweils 4,50 m auf eine Höhe von 10 m. Dabei 
wurden pro Feld ca. 6000 Bündel Schwarzdorn verarbeitet.
 Die Tiefe der Felder schwankte zwischen 2,30 m 
im unteren und 2,80 m im oberen Bereich.
 16 Fichtengerbstämme und 39 Turmlatten von jeweils 4,50 m
 Länge bildeten die Holzunterkonstruktion im jeweiligen Feld.
 Heute wird, wie z.B. in Bad Reichenhall, im durchgehenden 
Verband gelegt. Auch wurden die Holznägel (120 Stück pro Gefach)
 aus technischen Gründen durch Stahlschrauben ersetzt.



Beim Gradieren werden in der Sole enthaltene Mineralien und
Fremdkörper ausgeschwemmt. Diese setzen sich als Dornsteın
 an den Reisigzweigen ab. Diese Verkrustungen ergeben - 
wie unser Beispiel zeigt - teilweise bizarre Gebilde. 
Starke Ablagerungen auf den Reisigbündeln beeintächtigen
 jedoch die Verrieselung und verursachen zudem durch ihr 
hohes Gewıcht statısche Probleme. Deshalb mussen die 
verkrusteten Reisigbündel in Abständen von 10 bis 15 Jahre
ersetzt werden.



 

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